Vegan, Paleo, Atkins & Co… Was soll man heute überhaupt noch essen?

Ernährungstrends schießen derzeit ungefähr im gleichen Ratio aus dem Boden, wie ErnährungsberaterInnen – sehr zahlreich. Einer sagt „iss nur Fleisch“, der andere sagt „iss gar kein Fleisch“ und eine weitere sagt sogar „iss nur Milch, Semmeln und Wasser“.

Sich als ernährungsbewusster Mensch in diesem Dschungel überhaupt noch zurechtzufinden fällt da immer schwerer. So ist es auch mir gegangen. Als ich begann meine Ernährung aufgrund meiner Gesundheit umzustellen, habe ich mich mit zahlreicher Literatur zum Thema eingedeckt. Da gab es von Vegan bis Atkins alles. Die eine Autorin erklärte mit, wie schlecht Fleisch für mich ist, der andere wie wichtig. Wenn jetzt jedoch nur Fleisch das Thema wäre, das bezog sich allerdings auf so ziemlich alle Lebensmittelarten. Mit der Zeit kannte ich mich einfach nicht mehr aus, vor allem, da jedeR für sich glaubhafte, recht logische Argumente brachte.

vegetables-959928_1280Als ich dann beschloss mich mit einem Restaurant selbstständig zu machen und dort bewusst kochen zu wollen, waren immer mehr und mehr Fragezeichen in meinem Kopf. Erst kritische Auseinandersetzung mit viel Literatur lies mich einige Dinge für mich erkennen – Ernährung ist keine Einbahnstraße. Mein Körper teilt mir recht schnell mit, dass er unzufrieden mit dem Hot-Dog bei Ikea ist, oder dass der Bohneneintopf vielleicht doch keine gute Idee war. Diese Feingefühl für meine Verdauung wieder zu entwickeln, war ein wesentlicher Teil meiner Ernährungsumstellung. Dennoch gibt es natürlich ein paar grundlegende Aspekte die man beachten kann und meiner Meinung nach auch sollte. Jeder Mensch hat unterschiedliche Ernährungsbedürfnisse, ein Leistungssportler isst anders als eine Büroangestellte und jemand mit Morbus Chron wird vermutlich andere Lebensmittel vertragen als ein Diabetiker. So spielen viele Faktoren mit. Ein paar allgemeine Tipps darf ich euch dann aber doch mit auf den Weg geben.

Künstliche und industriell verarbeitete Lebensmittel

Eigentlich braucht man dazu nicht viel zu sagen – künstliche Lebensmittel und Zusatzstoffe können für einen natürlichen Körper nicht gesund sein. Diese Stoffe lassen sich meist ganz leicht entlarven, meist genügt ein Blick auf die Zutatenliste der besagten Lebensmittel. Dort tummeln sich  viele Wörter und E-Nummern die wir nicht kennen und manchmal nicht einmal aussprechen können. Der Hinweis, die Finger davon zu lassen. Unser Körper kennt die meisten dieser Stoffe nicht und kann sie deshalb auch nicht ordnungsgemäß verdauen. Das führt dazu, dass sich unser Stoffwechsel verändert. Wir geben unseren Zellen Nahrung, mit der sie nichts anzufangen wissen. Das kann zu Krankheiten und zur Veränderung des Immunsystems führen.

Die Fett „Lüge“

Eine Ernährungsumstellung zieht man oft in Betracht um abzunehmen. Schon als Kind bekommen wir eingebläut, dass Fett dick macht. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Man braucht nur darüber nachzudenken, was der Bauer seinem Vieh zur Aufzucht gibt – Korn, nicht Fett. Zugegeben, es gibt Fette die für unseren Körper unvorteilhaft sind. Hier sprechen wir von gesättigten Fettsäuren. Von raffinierten Ölen zum Beispiel ist Abstand zu nehmen. Ungesättigte Fettsäuren jedoch sind ein wichtiger Bestandteil für unseren Körper. Gutes Olivenöl, hochwertige Samenöle oder Kokosöl sind wertvolle Quellen von Ölen die unser Wohlbefinden unterstützen.

Landwirtschaftlich erzeugte Güter (Kohlenhydrate und Körner)

Kohlenhydrate sind laut der wissenschaftlichen Ernährungspyramide der wichtigste und somit Hauptbestandteil unserer Ernährung. Da stellt sich allerdings die Frage, was unsere Vorfahren vor dem Anbau von Getreide gegessen haben und wie sie sich entwickeln konnten. Getreide ist heute die Basis fast sämtlicher Lebensmittel, vor allem bezogen auf industriell verarbeitet Güter. Sie stellen eine offenbar wichtige Energiequelle für uns dar. Verdauungstechnisch betrachtet passiert jedoch folgendes, unser Verdauungstrakt verwandelt Kohlenhydrate in Zucker, dieser gibt uns dann Energie. Das Zucker nicht gesund ist, haben wir bereits sehr früh gelernt. Ein zweites spannendes Thema im Zusammenhang mit Kohlehydraten sind Körner. Die Werbung erklärt uns tagtäglich, dass wir mehr Vollkorn essen sollten. Tatsächlich verhält es sich allerdings so, dass in der Schale der gesund-gepriesenen Körner Toxine versteckt sind. Zwar nicht im großen Ausmaß, aber sie sind da. Sinn dahinter ist, dass wenn ein Tier ein Samenkorn isst, es den Verdauungstrakt überlebt um im Dung wieder neu zu keimen. Man könnte fast sagen, es handelt sich um den Überlebensschutz des Korns. Diese Toxine werden von unserem Verdauungstrakt als giftig wahrgenommen und das Immunsystem schaltet sich ein um diese abzuwehren. Bei einer Reaktion des Immunsystems handelt es sich immer um eine Entzündung, als Beispiel könnte man hier Fieber nennen. Somit sorgen wir, indem wir viel Korn essen, für laufende kleine Entzündungsprozesse in unserem Körper, was auf Dauer zu chronischen Problemen führen kann. Deshalb habe ich für mich beschlossen, auf jegliche Art von Körnern zu verzichten, was gerade bei Menschen mit chronischen Entzündungskrankheiten ratsam ist, aber auch wenn dir nicht fehlt solltest du vielleicht darüber nachdenken Getreide aus deinem Speiseplan zu streichen.

Milch und Milchprodukte

Milch enthält Laktose (Milchzucker), welche während der Verdauung durch das Enzym Laktase in Zucker umgewandelt wird. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, welche belegen, dass man Milchprodukte aus seiner Ernährung streichen sollte. Das sehe ich etwas differenzierter. Es gibt Menschen, die Milch sehr gut vertragen. Zugegeben sollte nicht der Großteil deiner Ernährung auf Milchprodukten basieren, finde einfach für dich heraus, ob du zu den Menschen gehörst die Milch vertragen. Dafür brauchst du lediglich eine Woche keine Milchprodukte verwenden (konsequent) und beobachten, wie es dir damit geht. Wenn du dann ein Glas Milch trinkst, oder ein Stück Käse isst, wirst du sehr schnell merken woran du bist. Dein Körper wird es dich merken lassen.

Zucker 

Das spannende am Zucker ist, wo man ihn überall findet. Natürlichen Zucker findet man zum Beispiel in Früchten in Form und Fruktose und in Milchprodukten in Form von Laktose. Interessant ist, wie früher schon erwähnt die Verdauung von Zucker in unserem Körper funktioniert. Denn im Verdauungsprozess wird der natürliche Zucker ebenfalls zu Einfachzucker umgewandelt. Das passiert bei Kohlehydraten und Milchprodukten im Magen. Fruchtzucker jedoch wird von der Leber verarbeitet und diese hat nur einen kleinen Speicher für Fruktose zur Verfügung. Sobald dieser voll ist, hat die Leber ordentlich damit zu tun den restlichen Fruchtzucker zu verarbeiten. Das führt dazu, dass sie nur eingeschränkt ihrer Hauptaufgabe, der Entgiftung nachkommen kann. Deshalb ist anzuraten Früchte nur morgens zu essen, wo nach der langen Pause zwischen Zubettgehen und Aufstehen, der Speicher leer und aufnahmefähig ist. Viele Früchte über den Tag verteilt zu essen, kann also kontraproduktiv sein.

Wasser

Unser Körper besteht zu einem Großteil aus Wasser. Deswegen ist es wichtig ihm genug Flüssigkeit (vor allem reines Wasser) zuzuführen. Als Faustregel kann man mit 30 Milliliter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht rechnen. So erhält man recht schnell eine durchschnittliche Menge an Wasser die der Körper täglich benötigt. Wenn wir zu wenig trinken geben wir die Aufgabe der Wasserbeschaffung unserem Darm, der verzweifelt versucht, so viel Flüssigkeit wie möglich aus dem von uns Gegessenen zu bekommen. Das wiederum führt dazu, dass unser Darm sich nicht auf seine Haupttätigkeit, das Verdauen der wichtigen Inhaltsstoffe die unser Körper dringend braucht, konzentrieren kann. Was lernen wir daraus? Wasser trinken ist nicht nur extrem wichtig sondern für einen gesunden Körper lebensnotwendig. Kleiner Tipp: Trink dein Wasser immer Schluckweise nie extrem viel auf einmal und besorg dir eine Wasserflasche und nimm sie einfach überall hin mit. Du kannst sie an vielen Stellen auffüllen. Und achte darauf, dass sie nicht unbedingt aus Plastik mit Weichmachern hergestellt ist, es gibt mittlerweile tolle Alternativen auch aus Glas oder Metall.

Regionalität vs Bio

herbs-923496_1920Gerade für jemanden, der sich über bewusste Ernährung Gedanken macht stellt sich oft die Frage, ob man nicht auf Bio Produkte umsteigen sollte. Es gibt in mittlerweile allen Ländern Stellen die Bio Zertifikate an Unternehmen vergeben und diese dann auch kontrollieren. Achtung jedoch, der Bio Standard ist nicht überall auf der Welt mit den gleichen Richtlinien ausgeführt. In Österreich zum Beispiel haben wir eines der strengsten Lebensmittelgesetze der Welt. Die Qualität der bei uns Produzierten Lebensmittel ist somit vergleichsweise schon einmal sehr hoch. Die Frage die ich mit diesbezüglich gestellt habe ist, ob ich Bio Produkte regionalen Produkten vorziehe. Die Entscheidung viel leicht, als ich mir im Supermarkt die Herkunft der meisten Bio Produkte genauer angesehen habe. Bio Kartoffel aus Israel, oder doch lieber die vom Bauern gegenüber?

Ob du nun Bio kaufst oder nicht liegt schlussendlich bei dir. Wichtig ist, dass du dir genau ansiehst, wo deine Produkte herkommen. Weißt du eigentlich, wie viele Landwirtschaftliche Betriebe bei dir in der Nähe sind, was sie produzieren und was du direkt dort kaufen kannst? Das ist tatsächlich eine Recherche wert. Hierzu noch eine Anmerkung, versuche deinem Konsum auch saisonal auszurichten, was wenn du in der Region kaufst, sowieso passiert. Nahrungsmittel die zur jeweiligen Jahreszeit passen, machen für unseren Körper nämlich tatsächlich Sinn. Die Natur gibt vor, was dein Körper gerade braucht.

Wie eingangs bereits erwähnt, Ernährung ist keine Einbahnstraße, höre auf deinen Körper und er wird dir sagen, was du gut verträgst und was nicht. Wenn du an Krankheiten leidest, informiere dich über eine Ernährung die dich unterstützt. Unsere Zellen bestehen aus Energie und wir nähren diese Energie mit dem, was wir ihr zuführen. Jeder Mensch hat diesbezüglich unterschiedliche Bedürfnisse. Die bewusste Ernährung ist der erste Schritt für ein besseres Lebensgefühl, mehr Energie und Wohlbefinden. Probier es einfach mal aus.

P.s.: Einige Ausführungen dieses Artikels beruhen neben wissenschaftliche Quellen auf meiner persönlichen Erfahrung und Interpretation. Mir ist natürlich bewusst, dass es unterschiedlichste Auffassungen und Meinungen zum Thema Ernährung gibt, welche ich in keinen Fall verurteile. Gerne freue ich mich über eure Anschauungen und Meinungen zum Thema.

0 Kommentare auch kommentieren

  1. Stella sagt:

    schön geschrieben. so überlegt und ruhig, und doch interessant. ich bin ganzheitliche ernährungstherapeutin und künstlerin…und kann mich dem meisten anschließen. wundervoll zusammengefasst, undogmatisch, klug, – gratulation zum neuen blog 🙂 gruß aus Wien

    1. peterphant sagt:

      Hallo liebe Stella, vielen Dank für das schöne Feedback. Freut mich wirklich sehr, dass dir der Artikel gefällt. Alles Liebe, Peter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.